Ein Beispiel aus dem Fachbereich Psychiatrie mit einer vorübergehenden Störung der SI:
Frau X ist Mitte 30, verheiratet, hat zwei Kinder. Sie führt ein weitestgehend zufriedenes Familienleben und arbeitet gern in ihrem Beruf, den sie in Teilzeit ausüben kann.
Seit einiger Zeit fühlt sie sich unruhig und unkonzentriert. Ihre Stimmung und ihre Belastbarkeit sinken so weit, daß sie arbeitsunfähig wird und sich auch nach längerer Auszeit nicht wieder erholt.
In der körpertherapeutischen Befundung zeigt sich, daß Frau X ihre Beine und ihren Oberkörper wahrnehmen kann, nicht aber ihren Bauch- und Beckenbereich. In der Anamnese berichtet Frau X von Fehlgeburten. Diese hatte sie fast schon vergessen.
Erst die Wiederherstellung einer ganzheitlichen Körperwahrnehmung in einem wahrnehmungsorientierten therapeutischen Prozess brachte Frau X entscheidende Verbesserungen in ihrem Befinden und ihrer Belastbarkeit.
Ein Beispiel aus der Psychiatrie mit einer entwicklungsbedingten Störung der SI:
Herr Z ist ein Jugendlicher, der als Kind als aufmerksamkeitsgestört und verhaltensauffällig diagnostiziert wurde. Tatsächlich kann er sich nur schwer länger konzentrieren und es kostet ihn viel Energie, seinen Bewegungsdrang und sein impulsives Verhalten zu kontrollieren.
In der körpertherapeutischen Befundung zeigt sich eine verminderte Wahrnehmung tiefensensorischer Reize. Herr Z weiß dadurch nicht automatisch, wo genau sich seine Körperteile befinden und ob ihn etwas berührt. Damit sein Gehirn genügend Informationen erhält, muß er sich bewegen. Das benötigt auch einen Teil seiner Aufmerksamkeit, die dann für Konzentrationsleistungen fehlen kann.
Herr Z erhält zunächst psychoedukative Informationen über sein Beschwerdebild. Mit ihm gemeinsam werden dann geeignete Wahrnehmungs- und Bewegungsübungen erarbeitet, die er leicht in seinen Alltag einbauen kann. Zusätzlich werden geeignete, auf ihn abgestimmte Strategien zur Aufmerksamkeitsfokussierung erarbeitet und eingeübt. Herr Z berichtet am Ende der Therapie, er könne nun selber auf sein Befinden und seine Konzentrationsleistung Einfluß nehmen.